Die Moselstrecke ist Rückgrat des Nahverkehrs auf der Schiene im Norden von Rheinland-Pfalz und darüber hinaus. Als Ergebnis des Vergabeverfahrens mit der offiziellen Bezeichnung „MoselLux“ erfährt das zukünftige Zugangebot im Korridor Mosel/Luxemburg wesentliche Verbesserungen für die Fahrgäste. Dazu hat der SPNV-Nord unter seiner Federführung gemeinsam mit dem im Saarland beteiligten Aufgabenträger, d. h. dem Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Mobilität, Agrar und Verbraucherschutz (MUKMAV), ein europaweites Vergabeverfahren durchgeführt. Nun konnte der Zuschlag an die DB Regio AG erteilt werden.
Im Rahmen der Vergabe MoselLux erfolgt eine Neustrukturierung der Verkehrsleistungen auf der Moselachse ab Dezember 2024. Dabei umfasst das ausgeschriebene Betriebsprogramm folgende Zuglinien, die in 3 Betriebsstufen gestaffelt an den Start gehen:
Betriebsstufe I (ab 12/2024 bis 12/2039)
- RB 81 (Trier – Koblenz)
- RB 82 (Perl – Trier)
- RB 83 (Wittlich – Trier-West – Luxemburg)
- Zusatzfahrten RE 11 (Trier – Wasserbillig – Luxemburg)
Betriebsstufe II (ab 12/2025 bis 12/2039)
- Zusatzfahrten RB 10 (Koblenz – Kaub)
Betriebsstufe III (ab 12/2029 bis 12/2039)
- RE 85 (Traben-Trarbach – Bullay – Koblenz)
- RE 86 (Traben-Trarbach – Bullay – Trier)
Das Wichtigste zu den Linien der Vergabe MoselLux:
- Die RB 81 und RB 82 bleiben in ihren Grundstrukturen erhalten, wobei die RB 82 in ihrer zeitlichen Lage geringfügig angepasst werden musste. Hier bleiben die wichtigen Anschlüsse vom/zum SÜWEX sowie von/nach Luxemburg bestehen.
- Die RB 83 verkehrt über die „Weststrecke Trier“ und erhält zusätzliche Fahrten morgens und nachmittags.
- Die aktuell noch dieselbetriebene Moselweinbahn (RB 85 Bullay – Traben-Trarbach) soll bis zur Betriebsaufnahme im Dezember 2029 elektrifiziert werden. Zudem wird ein neues RE-Angebot eingeführt, das jeweils aus einem 2-h-Takt der RE 85 (Traben-Trarbach – Koblenz) und der RE 86 (Traben-Trarbach – Trier) besteht, den gewohnten 1-h-Takt auf der Moselweinbahn sichert und neue Direktverbindungen nach bzw. von Koblenz und Trier schafft.
Im Folgenden noch einige wesentliche Fakten zum neuen Verkehrsvertrag:
- Leistungsvolumen von rd. 2,85 Mio. Zug-km in der Betriebsstufe I bis rd. 3,6 Mio. Zug-km in der Betriebsstufe III
- Ausgestaltung als sog. Brutto-Vertrag, womit die Erlösverant-wortung bei den SPNV-Aufgabenträgern liegt
- Erhöhung der Zugbegleitquote auf 100% auf allen Linien
- In der touristischen Saison erfolgt der Einsatz von eigenen Service-kräften zur Fahrradbeförderung als Unterstützung für die Fahrgäste am Bahngleis und im Zug
- Einhaltung der gesetzlichen Vorgaben zur Tariftreue
Bei der Vergabe MoselLux durften sowohl Neu- als auch Gebrauchtfahr-zeuge angeboten werden, wobei die Neufahrzeug-Beschaffung aufgaben-trägerseitig durch Fahrzeugfinanzierungshilfen unterstützt wird. Für den Betrieb der grenzüberschreitenden Linie RB 83 nach Luxemburg ist die Nutzung von mehrsystemfähigen Fahrzeugen der luxemburgischen CFL im Rahmen einer sog. Fahrzeugbeistellung vorgegeben.
Besonderes Augenmerk bei der MoselLux-Vergabe wurde auf den Rad-verkehr gelegt. Daher sind eine Transportkapazität von 30 Fahrrädern pro Fahrzeug, eine bessere Kennzeichnung der Mehrzweckbereiche zur Radbeförderung und ein Einbahnstraßensystem zur Fahrradverladung mit Unterstützung durch Servicekräfte in der Saison vom zukünftigen Betreiber gefordert.
Insgesamt entsprechen die neuen Fahrzeuge den aktuellen Bedürfnissen der Fahrgäste und tragen auch den besonderen Anforderungen mobilitäts-eingeschränkter Fahrgäste Rechnung. Die Fahrzeuge bieten eine Kapazität von rd. 250 Sitzplätzen, größere Sitzabstände mit einem hohen vis-a-vis Anteil, Tische in der 1. und 2. Klasse, moderne Fahrgastinformations-systeme, benutzerfreundlichen Toiletten, WLAN u.v.m.
Landrat Achim Hallerbach, Verbandsvorsteher des SPNV-Nord, ist auf den erfolgreichen Abschluss des Vergabeverfahrens MoselLux sehr stolz: „In weniger als 8 Monaten vom Start des Teilnahmewettbewerbes bis zur Zuschlagserteilung ist es uns gelungen, dieses ambitionierte Wettbewerbsverfahren durchzuführen. Hierüber bin ich begeistert und danke dem beteiligten Mit-Aufgabenträger, dem Saarland, allen Projektpartnerinnen und -partnern im Verfahren sowie den Mitwirkenden auf Seiten der beteiligten Eisenbahnverkehrsunternehmen für den Einsatz. Und natürlich besonderer Danke an die Geschäftsstelle des SPNV-Nord, welche das Verfahren federführend betreut hat. Nach der positiven Resonanz auf den Teilnahmewettbewerb haben wir mit den ausgewählten Bewerbern ein intensives Verhandlungsverfahren durchgeführt, bei dem die Vergabeunterlagen unter Berücksichtigung unternehmensseitiger Ideen weiterentwickelt wurden. Im Ergebnis sind wir mit den erhaltenen Angeboten sehr zufrieden und freuen uns über die Zuschlagserteilung an DB Regio, der die Gremien von rheinland-pfälzischer und saarländischer Seite zugestimmt haben.“
Petra Berg, saarländische Ministerin für Umwelt, Klimaschutz, Mobilität, Agrar und Verbraucherschutz stellt lobend heraus: „Mit der Vergabe MoselLux ist es dem Saarland gemeinsam mit dem SPNV-Nord gelungen, das Nahverkehrs-Angebot auf der Schiene im Korridor Mosel/Luxemburg in Teilen neu zu konzipieren und zu verbessern. Die Fahrgäste dürfen sich dabei auf größere und komfortablere Fahrzeuge freuen. Besonders die Radfahrerinnen und Radfahrer werden von dem neuen Angebot profitieren. Das verbesserte Verkehrsangebot wird den Tourismus in der Großregion weiter stärken und zugleich die Alltagsmobilität verbessern. Von daher freut es mich sehr, dass sich das Mobilitätsministerium als saarländischer Aufgabenträger mit seinem Anteil an der Obermoselstrecke in die Vergabe einbringen konnte.“
Katrin Eder, rheinland-pfälzische Klimaschutz- und Mobilitätsministerin, sieht die gestellten Anforderungen des Vergabeverfahren im Rahmen der Verkehrswende und des Klimaschutzes als guten Schritt: „Wir brauchen dringend mehr Klimaschutz, daher müssen wir die Mobilitätswende vorantreiben. Dazu benötigen wir vernetzte und verbesserte Angebote – bei der täglichen Fahrt zur Arbeit, aber auch bei den Freizeitverkehren. Und dazu stellt dieses Verfahren einen wichtigen Baustein dar. Die geforderten barrierefreien Fahrzeuge mit großzügigem Platzangebot und den Fahrradstellflächen bieten nicht nur für die Urlauberinnen und Urlauber der Tourismusregion Mosel eine echte Alternative bei der Mobilität ohne Auto. Mit dem verbesserten Betriebsangebot und der Anbindung an den SÜWEX ist eine Reisekette mit der Bahn aus ganz Rheinland-Pfalz bequem möglich. Und durch das moderne Fahrgastinformationssystem und WLAN in den Fahrzeugen kann der Fahrgast unterwegs kommunizieren, arbeiten oder sich einfach nur unterhalten lassen.“
Maik Dreser, Vorsitzender der Regionalleitung der DB Regio AG, Region Mitte, betont: „Wir freuen uns sehr, die MoselLux-Vergabe gewonnen zu haben und weiterhin für unsere Fahrgäste an der Mosel da sein zu dürfen. Die Vergabeentscheidung zu unseren Gunsten ist für uns Bestätigung und Motivation zugleich: Unsere Fahrgäste können sich auf ein verbessertes Fahrplanangebot und mehr Service und Komfort in neuen Fahrzeugen vom Typ „FLIRT“ des Herstellers Stadler Rail freuen. Für unsere Mitarbeitenden in der Region ist der erneute Zuschlag auch eine Wertschätzung ihrer Leistung, stärkt unseren Werkstandort in Trier und sichert nachhaltig viele Arbeitsplätze.“
Steckbrief der Neufahrzeuge der Vergabe MoselLux:
Typ und Anzahl
- 19 Triebfahrzeuge vom Typ Flirt³ des Fahrzeughersteller Stadler Rail
- 4-teilige Fahrzeuge mit 4 angetriebenen Radsätzen
- Gesamtlänge: 86,90 m
Kapazität
- 245 Sitzplätze, Rollstuhl- und Kinderwagenplätze
- 30 Fahrradstellplätze pro Fahrzeug
Komfort
- Vollklimatisierter Fahrgastraum mit großen getönten Fenstern
- Abgetrennter 1. Klasse Bereich mit vergrößertem Sitzabstand, Teppichboden und komfortableren Sitzen
- Steckdosen und USB-Anschluss in jeder Sitzreihe
- Kostenfreies WLAN im gesamten Zug
- 2 Fahrgast-WC, eins davon barrierefrei und mit Wickeltisch
- Über 50 % der Sitze in Vis-à-Vis Anordnung mit großem Mitteltisch
- Alle weiteren Sitze mit Klapptisch an der Rücklehne
Fahrgastinformation
- Modernes Fahrgastinformationssystem mit großen Bildschirmen in Kombination mit regionalen Informationen und Werbung
Sicherheit und Barrierefreiheit
- Durchgehende Haltemöglichkeiten im gesamten Zug
- Digitale Videoüberwachung der Fahrgasträume
- Niederflureinstiege für bequemes Ein- und Aussteigen
- Ausfahrbare Trittstufe für niedrige Bahnsteighöhen
Sichtbarkeit
- Prägnante Piktogramme und Hinweise außen und innen zur leichten Orientierung der Fahrgäste und zu schnellem Ein- und Ausstieg